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Am Donnerstag, dem 7. 04. 2022, ist die Klasse 9a mit ihrer Deutschlehrerin Frau Mnich nach Unterrichtsschluss ins Anne-Frank-Haus gefahren. Nein, leider nicht nach Amsterdam, sondern ins Museum am Hackeschen Markt in der Rosenthaler Straße 39. Das dortige Anne-Frank-Zentrum erinnert junge sowie alte Menschen mit interaktiven Methoden an die grausame Zeit der Judenverfolgung.
Anne Frank schrieb in den Kriegsjahren 1942-1945 ihre Erlebnisse, Probleme und Ängste, jedoch auch die schönen Erinnerungen und Träume in ihr Tagebuch. Sie erzählt die bewegende Geschichte von acht sich in Amsterdam im Hinterhaus vor der Gestapo versteckt haltenden Juden. Um ihren Verlust von gleichaltrigen Freunden auszugleichen, entwickelte Anne das Tagebuch als Medium, dem sie alles anvertrauen konnte, und es war die wichtigste Stütze in dieser schweren Zeit. Anne gewährt uns einen Einblick in eines der wichtigsten Zeitdokumente der Judenverfolgung. Ihren Erfolg konnte sie leider nicht mehr miterleben, denn sie starb 2 Monate vor Kriegsende in dem Konzentrationslager Bergen-Belsen. Jedoch lebt, lehrt und prägt sie mit ihren Aufzeichnungen die derzeitige Welt immer noch weiter.
Wir haben als häusliche Lektüre ihr dickes Tagebuch gelesen, im Unterricht besprochen und selbst Auszüge als Gruppenarbeit im Unterricht vorgestellt, waren also bestens vorbereitet und nun sehr gespannt auf die Ausstellung. Der Standort des Museums erinnert an das Hinterhaus, wo Anne Frank ihre letzten Lebensjahre verbrachte: Ein dunkles, enges, verwinkeltes Hinterhaus mit sehr steilen Treppen.
Unsere Führung startete um 15 Uhr. Eine Abschrift ihres Tagebuchs wurde uns gezeigt und wir mussten sagen, was wir schon über Anne Frank wussten. Und das war sehr viel.
Anschließend gingen wir in eine Abteilung, wo Annes Leben anhand von Texten, Fotos und Gegenständen erklärt wurde. Um dies noch einmal zu verinnerlichen, suchte sich jeder Schüler einen Partner und erklärte mit diesem der ganzen Gruppe einen Abschnitt der Ausstellung. Anschließend bekamen wir Audioguides, um selbstständig Interviews und Erzählungen der überlebenden Personen aus dem Bekannten- und Freundeskreis von Anne anzuhören und darüber nachzudenken.
Im Theaterraum wartete dann die nächste Aktivität auf uns. Wir saßen in einem Kreis, erzählten unseren typischen Alltag, der aufgeschrieben wurde, und bekamen jeweils zwei laminierte Karten mit antijüdischen Gesetzen und Verordnungen. Diese mussten wir vorlesen und all das, was verboten wurde, sollte in unserem aufgeschriebenen Alltag gestrichen werden. Es war beklemmend zu wissen, wie schlimm es gewesen sein musste, dass sich der fröhliche Alltag von einem Tag auf den anderen so drastisch änderte und man seinen Hobbys nicht mehr nachgehen sowie seine Freunde nicht mehr treffen durfte.
Zuletzt saßen wir vor einem Text, der die verschiedenen Tagebuchvarianten von Anne erklärt, da es drei Versionen von diesen gibt, die alle veröffentlicht wurden. Ungeheuerlich fanden wir die Tatsache, dass an der Echtheit des Tagebuches gezweifelt wurde.
Als unser Besuch um circa 17 Uhr vorbei war, fühlten wir uns alle sehr privilegiert, selbst die einfachsten Sachen, wie mit der Bahn fahren zu dürfen, machen zu können. Es war bedrückend, jedoch auch sehr wichtig, sich so intensiv mit den Gefühlen und Gedanken eines Holocaust-Opfers auseinanderzusetzen.
Mit den interaktiven Methoden, den Schülern etwas beizubringen, ohne dass wir uns von den Informationen überwältigt fühlen, wurde hier im Anne-Frank-Zentrum sehr gut gearbeitet, und es war noch viel Freiraum für Gefühle vorhanden. Es musste unvorstellbar schwer für Anne und für die anderen Bewohner im Hinterhaus gewesen sein, mit den Einschränkungen und so wenigem Platz länger als zwei Jahre zu leben.
Es ist schwierig auszudrücken, wie man sich fühlt nach einer so starken Begegnung mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges. Letztendlich müssen wir uns glücklich schätzen, dass diese Zeiten hinter uns liegen, dennoch darf nie damit aufgehört werden, an dieses tapfere jüdische Mädchen zu erinnern, da Anne im Rahmen des historischen Kontextes verdeutlicht, wohin Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung in extremer Form führen können.
Text: Nele Schneider, Kl. 9a