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Wir schreiben den 29.06.2022 um 8:50 am S-Bahnhof Schöneweide. Wenn man sich die Gepäckstücke von jedem ansieht, ist zu erkennen, wie unterschiedlich wir doch alle sind. Aber das macht uns aus. Von vollgepackten Koffern, über Wanderrucksäcke bis hin zu kleinen Tragetaschen, es ist alles dabei. Auch Angelzubehör und ein paar Fuß- und Volleybälle dürfen natürlich nicht fehlen. Kaum haben wir die Jungs mit ihrem Fußball gesichtet, schon fliegt der Ball in einem hohen Bogen auf die Wiese neben unserem Gleis. Alles verstummt für einen Moment. Doch diese Stille hält wie immer nicht lange an. Es folgt Lachen und die Anschuldigungen, wer das gewesen sein soll. Wir alle nehmen es aber natürlich mit Humor.
Frau Tischler zählt noch einmal durch, bevor die Regionalbahn eintrifft. “ALLE MANN REIN!”, ruft Max. Gesagt, getan. Wir drängeln uns in die bereits ziemlich gefüllte Bahn. Ein paar Leute ergattern noch einen Sitzplatz. Die 30 Minuten Fahrt verbringen wir alle damit, uns zu unterhalten, Leute vorbeizulassen und zu schwitzen, eben eine Klassengemeinschaft zu sein. Der Zug zieht an Wäldern und Dörfern vorbei und ehe wir uns versehen, sind wir schon an unserer Haltestelle angekommen. In Bestensee erwartet uns schon Max' Opa, der die Rollkoffer bis hin zum Frauensee fährt. Eine große Erleichterung. Max kramt die Reservierungspapiere hervor und wir steigen in den Bus. Wir fahren eine Weile und auch hier sehen wir wieder kleine Dörfer und viele Wiesen und Felder. Irgendwann gibt es nur noch Wald und unser Handyempfang wird immer schlechter. Vielleicht ist dies gar nicht mal so übel. Plötzlich sehen wir es. Das Kiez-Frauensee ist nun direkt neben uns. Aus leuchtenden Augen wird Zweifel. Doch bevor wir voreilige Schlüsse ziehen, steigen wir erst einmal aus.
“Ich würde sagen, wir gehen in die Bungalows, kommen erst einmal an und treffen uns dann 11:30 wieder hier. Bis dahin informieren Frau Mnich und ich uns über unsere Freizeitangebote und den ganzen Rest”, schlägt Frau Tischler vor. Wir alle stimmen zu und machen uns auf
den Weg. Der unbetonierte, sandige Waldweg erschwert uns das Kofferziehen. Wir schauen uns um, während wir laufen und entdecken das Duschhaus. Erschrockene Blicke werden ausgetauscht. Wir hatten uns vielleicht etwas Anderes vorgestellt. Als wir in unserem Camp angekommen sind, entdecken wir das Volleyballfeld und die Tischtennisplatten, auf denen bereits Kinder unterschiedlichsten Alters spielen. Nun beschäftigten wir uns erst einmal mit der Zimmeraufteilung. Als wir die Bungalows aufschlossen, herrscht für einige Minuten Stille. Wir betrachten zunächst alles genauer. Eine Ameisenstraße mitten in unserem Zimmer, ein klebriger Tisch und sandige Betten. Wir öffnen die Tür zum Bad. “Everything’s going to be okay”, steht auf der Klobrille. Wir alle hoffen, dass die Klobrille Recht hat. Die 15cm hohen Schaumstoffmatratzen sind nicht der Traum eines Jeden. Bevor wir noch weiter in Selbstmitleid verfallen, beschließen wir, uns auf den Weg zu machen, um die anderen Bungalows zu betrachten. Vorher jedoch machen wir einen kleinen Abstecher zu Strand.
11:35 ist die ganze Klasse versammelt. Uns wird alles für die nächsten Tage erläutert und erklärt, was zu beachten ist. Beispielsweise sind wir dazu aufgefordert, unsere Schuhe nachts hereinzustellen, da sich auf dem Gelände ein Fuchs befindet, welcher gerne Schuhe klaut. Auch wird von den herumlaufenden Pfauen erzählt.
In der verbliebenen Zeit vor dem Mittagessen gehen wir alle gemeinsam an den Strand. Alle ziehen sich hektisch um, denn sie wollen schließlich die Ersten sein. Die Sachen werden zum Aufpassen an diejenigen abgegeben, die nicht mit in den See gehen und dann geht es los. Lautes Aufschreien, aufgeregtes Lachen und die Geräusche, die beim Springen in das Wasser entstehen, tönen durch das ganze Camp. All das umgibt uns für die nächsten 1 1/2 Stunden. Es wird gekämpft und gespielt, gelacht und selbst die Leute, die nicht mit im Wasser sind, haben Spaß.
Beim Essen ist uns aufgefallen, dass heute Abend, wie angekündigt, eine Disco stattfindet. Um gemeinsam eine schöne Zeit zu haben, beschließen wir, uns dafür fertig zu machen. Nachdem wir den, mit Frau Tischlers Erlaubnis, zur Tanzfläche umgewandelten Essensraum betreten, geht es auch schon los. Alle hüpfen wild herum, singen die Lieder falsch und schief und tanzen völlig irre zu den verschiedenen Liedern. Auch Frau Mnich gesellt sich mit dazu. Dass wir das alle mit der Frau erleben dürfen, die uns so gut auf unseren MSA vorbereitet hat, ist für uns alle wunderbar. Am Rand bleibt sie nicht lange stehen. Ehe wir uns versehen, tanzt sie in der Mitte des Kreises, der sich bei jedem Lied bildet. Alle feuern sie an und sind stolz darauf, so eine coole Lehrerin dabei zu haben. Diese Disco ist DAS Highlight der Klassenfahrt. Sie hat uns auf eine Art näher zusammengebracht. Wir schwitzen uns all die negativen Stimmungen aus unserem Körper heraus und kennen keinen Halt. „Atemlos durch die Nacht“ lassen wir die Sau raus. Verschwitzt und außer Atem verlassen wir die Disco und kehren in unsere Bungalows zurück. Leisen und schnellen Schrittes verlassen wir anschließend wieder unsere Unterkünfte, um uns zu den Jungs zu gesellen. Ein paar Leute sitzen draußen beisammen, die anderen haben es sich drinnen gemütlich gemacht. Ob tiefgründige Gespräche am Steg, Geflüster in den Betten oder klischeehaftes Flaschendrehen in den Zimmern, der Abend wird vollkommen ausgenutzt.
„SEID LEISE!“, flüstert jemand. „Uns hört sowieso keiner.“, entgegnet der Andere. „Achtung! Wurzel.“, wird gewarnt. Wir sind auf die grandiose Idee gekommen, einen Strand aufzusuchen und uns dort niederzulassen. Im Dunkeln ist das Gelände noch unübersichtlicher als im hellen, aber das macht uns nichts. Am Strand angekommen, werden ein paar Handtücher ausgebreitet und die Gespräche beginnen. Von verdunsteter Cola, bis hin zu Sternschnuppen, es gibt kein Thema, über das nicht geredet wird. Das Seewasser ist warm und der Sternenhimmel leuchtet klar und hell. Der weiche Sand unter uns macht es uns leicht, uns wohl zu fühlen. Es ist ein schöner Abend. Vielleicht ist der Ort nicht für uns gemacht, aber dafür haben wir uns. Das ist es, was letztendlich zählt.
10:00 Uhr morgens am Streichelzoo. Viele sehen noch ziemlich verschlafen aus, andere sind hellwach. Sobald das Tor geöffnet wird, stürmen wir hinein. Wer sagt denn, dass man ein kleines Kind sein muss, um Spaß am Tierestreicheln zu haben? Wir taufen die Tiere auf Namen, die uns einfallen, treffen auf eine Ziege, die wie Frau Bewernick heißt, streicheln Schweine und Schafe und versuchen, die Geräusche des einen Truthahns nachzumachen. Für jeden ist etwas dabei. Als wir dann auch noch in das Ziegengehege dürfen, schlagen unsere Kinder-Herzen höher. Die Hände dreckig, die Kleidung stinkend und die Klasse glücklich. Was gibt es Besseres?
Um 11 Uhr haben wir einen Rettungsschwimmer gebucht. Schnell ziehen sich alle ihre Badesachen an. Bevor aber ins Wasser gerannt wird, werden wir von Frau Mnich aufgehalten. Erst einmal werden Fotos geschossen! Gesagt, getan. Alle stellen sich brav in einer Reihe auf und es wird so lange auf den Auslöseknopf gedrückt, bis wir uns sicher sind, dass auch wirklich mindestens ein gutes Bild dabei ist. Jetzt gibt es aber kein Halten mehr. Alle stürmen nun auf das Wasser zu. Mal wieder gibt es Kämpfe und eine Menge Wasserschlachten. Selbst die Leute, die einfach nur entspannt auf dem Wasser treiben, bleiben nicht verschont. Rettungsschwimmer Hannes beobachtet das Geschehen belustigt und unterhält sich nebenbei mit Frau Tischler. Frau Mnich ist bereits dabei, sich beim Wasserball zu beweisen.
Nach dem Mittagessen raffen sich ein paar Leute raffen auf, um zu dem 3 km entfernten Edeka zu laufen. Wer weiß, was man da so finden könnte. Die anderen erkunden das riesige Camp oder spielen Gesellschaftsspiele. Egal, für welche Möglichkeit man sich entscheidet, man macht es gemeinsam mit den anderen. Die Zeit geht schnell herum.Schon sitzt die Klasse 10b verteilt in 5 verschiedenen Ruderbooten. Ob man einander nass macht oder dabei ist, andere zu durchnässen, am Ende tropfen alle. Die Leute, die nicht mitfahren, sind dabei, Spiele zu spielen und sich zu unterhalten. Eine gute Alternative, wenn die pralle Sonne und die Boote nichts für einen sind.
Die 60-Minuten Bootfahren gehen schnell herum. Wir überlegen, was man noch so spielen könnte. Was ist etwas, was nicht fehlen darf bei einem Spielenachmittag? Genau. Poker! Nachdem einmal schnell die Regeln erklärt werden, geht es los. Gehässiges Lachen, Pokerface und konzentriertes Denken sind nun angesagt. Ein belustigender Anblick von außen, aber äußerst fordernd, wenn man mitten im Spiel ist. Ob weiter gepokert wird, man sich dem Volleyballspielen widmet, in den See springt oder alle drei Aktivitäten hintereinander bewältigt, unser letzter Abend wird in vollen Zügen genossen. Alle sitzen zum Schluss noch einmal gemeinsam am See und beobachten den Sonnenuntergang. Als sich der Abend Richtung Nachtruhe neigt, müssen auch die letzten Wasserratten aus dem Wasser. Morgen früh ist schließlich auch noch Zeit dafür. Die meisten bewegen sich in Richtung Duschhäuser, der Rest in Richtung Bungalows. Als man sich dem Camp der Jungen nähert, wird man mit lauten Schreien empfangen, die aus der Richtung des Duschhauses kommen. Im Nachhinein wissen wir nun, dass es eine Wasserschlacht gab. Die bereits kaputten Duschköpfe, aus denen kaltes Wasser spritzte, wurden dafür genutzt, um einander zu ärgern und auch die Duschköpfe, die noch ganz waren, wurden in eiskalte Waffen umgewandelt.
Es ist schön, in der letzten Nacht anzusehen, wie viele Sterne am Nachthimmel sind. Die ruhigen Gespräche versetzen uns in eine gemütliche Stimmung und wir verfallen fast in eine traurige Gemütslage. Es ist schade, dass wir nur zwei Tage hier sind. Wenn man über 4 Jahre lang eine Klasse ist und alle schulischen Höhen und Tiefen gemeinsam bewältigt hat, dann kann einem das Auflösen der Klasse ziemlich schmerzhaft vorkommen. Vielleicht ist es ja gut, neu anzufangen, neue Menschen kennenzulernen und andere Gesellschaft um sich herum zu haben. Trotzdem ist es nicht jedermanns Lieblingsbeschäftigung, aus seiner Komfortzone auszutreten.
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, da wir bereits vor dem Frühstück um 9 Uhr unsere Sachen größtenteils zusammenpacken sollen. Max‘ Oma ist so freundlich und übernimmt, wie zuvor ihr Mann bei der Hinfahrt, den Transport des Gepäcks und fährt zusammen mit Frau Tischler voraus zum S-Bahnhof in Königs Wusterhausen. Nun sagen wir „Auf Wiedersehen“ zum Kiez-Frauensee und treten einen kurzen Fußmarsch zur Bushaltestation an. Nach einigen Minuten Verspätung fährt unser Bus vor und befördert uns zum S-Bahnhof. Wir alle sind ein wenig erschöpft und auch wenn wir enttäuscht sind, dass die Zeit vorüber ist, freuen wir uns doch sehr auf unsere eigenen gemütlichen Betten und eine erfrischende Dusche zu Hause. Am Bahnhof angelangt verabschieden wir uns alle von Frau Tischler und Frau Mnich.
Mit unserer Fahrt endet nicht nur das Schuljahr, sondern auch unsere gemeinsame Zeit als Gruppe. Am 20. August 2018 startete unsere Reise und wir verbrachten anschließend die folgenden 4 Jahre miteinander. Wir lernten uns gegenseitig und auch selbst besser kennen, lachten oft gemeinsam über die verschiedensten Dinge und wuchsen zusammen. Auch durchlebten wir schlechte Erfahrungen, Missverständnisse und die ein oder anderen Streitigkeiten zusammen. Die Jahre hinterließen nicht ausschließlich einen positiven Eindruck. Es gab durchaus schwere Phasen. Phasen, auf die man lieber verzichtet hätte. Dennoch gehören jene dazu und sind wichtig für uns. Auch wenn nicht alles rund lief, war es eine wundervolle gemeinsame Zeit, in der wir viel gelernt haben. Uns verbinden 4 Jahre miteinander. 4 Jahre eine Klasse, 4 Jahre eine Gemeinschaft und 4 Jahre WIR.
Text: Henriette W., Alina M.
Danksagung: Ein riesengroßer Dank geht an Frau Koch, die uns erstmalig richtig zusammen gebracht hat in der 7. Klasse und ohne die wir niemals zu der Klasse geworden wären, die wir sind. Wir möchten auch Frau Tischler danken, die in den schwierigsten Zeiten versucht hat, uns zu begleiten und zu unterstützen.